Diabetes – Beweg(t) dein Leben!

Interview anlässlich des Weltdiabetestages

Eine Geschichte, die das Leben mit Diabetes schrieb…

Anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November 2021 hat unsere Diabetesschwester ein Interview mit einem unserer Patienten über seine Diabeteserkrankung geführt. Wir möchten der Krankheit auf diese Weise etwas von ihrem Schrecken nehmen und Diabetikern und ihren Angehörigen zeigen, dass sie mit ihren Erlebnissen nicht allein sind.

Fr. Piske: „Seit wann wissen Sie, dass Sie Diabetiker sind?“

Patient: „Das ist ganz kurios gewesen! Ich war im März an einem Morgen zum Gesundheitscheck bei meinem Hausarzt. Dieser hat mir in den Finger gepikst und festgestellt, dass mein Blutzuckerwert bei 6,4% liegt. Anschließend hat sich die Diabetes-Schwester sofort bei mir gemeldet und es war klar -  fortan bin ich mitten drin im vierteljährlichen Diabeteszyklus aus Blutabnahmen und anderen Maßnahmen. So fing alles an…

Fr. Piske: „Sie haben selbst erfahren, wie wichtig ein Zufallsbefund oft sein kann. Diesen möchte man anfangs nicht hören oder wahrhaben, letztendlich ist er jedoch Grundlage dafür, dass der Arzt medizinisch richtig handeln und Schäden durch die Erkrankung vorbeugen kann. Wie haben Sie den Tag Ihrer Diagnosestellung erlebt? Welche Gefühle gingen Ihnen durch den Kopf?“

Patient: „Im ersten Moment war ich ziemlich schockiert über die Diagnose, weil ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte. Ich kannte mich aufgrund des jahrelangen Diabetesleidens meiner Frau bereits ein bisschen mit der Erkrankung aus und wusste, welche Einschränkungen auf mich zukommen. So etwas wünscht sich natürlich niemand. Ich dachte mir: Wer weiß, wo das noch hinführt?“ 

Fr. Piske: In wie fern hat sich Ihr Leben durch Diabetes verändert?

Patient: „Mithilfe der Betreuung durch die Diabetesschwester meiner Hausarztpraxis habe ich mich mittlerweile an die neuen Umstände gewöhnt. Im Diabetiker-Betreuungsprogramm wird mir einmal pro Vierteljahr Blut abgenommen, meine Füße werden kontrolliert usw. Im Endeffekt bin ich nun froh, dass das Ganze so gut ohne Einnahme von Medikamenten funktioniert und mein Hausarzt mit einem Langzeitblutzuckerwert von 6,0% zufrieden ist.“

Fr. Piske: „Eine zeitnahe gründliche Abklärung des Gesundheitszustandes, wie sie bei Ihnen erfolgte, ist äußerst wichtig. Die Langzeitblutzuckerwertkontrolle durch den Hausarzt zeigt einen sehr guten HbA1c-Wert bei Ihnen, welcher noch keine medikamentöse Behandlung erfordert, dennoch spricht dieser für Diabetes. Ein Nichtdiabetiker würde einen Langzeitblutzuckerwert von ca. 5,0% bis 5,3% aufweisen. Was können Sie in Bezug auf Ihre Ernährung tun, um Ihre guten Werte zu halten?“

Patient: „In Bezug auf Diabetes habe ich noch keine Ernährungshinweise von meinem Hausarzt erhalten.“

Fr. Piske: „Früher vor 20 bis 30 Jahren war die Ernährung mit Diabetes viel komplizierter. Brot- und Kohlenhydrateinheiten sind mittlerweile Geschichte und es dreht sich nicht mehr alles um Verbote. Heute wird nach folgendem Motto gehandelt: Alles ist erlaubt, aber in Maßen! Eine ausgewogene gesunde Mischkost bildet die Grundlage.“

Patient: „Meine Mutter hatte bereits Diabetes, zu jener Zeit vor 30 Jahren. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Sie mir als kleinem Schuljungen mit 12 Jahren sagte, dass Sie wieder zur Diabeteskontrolle für ein paar Tage ins Krankenhaus müsse. Damals war das Grundverständnis für die Erkrankung noch nicht so weit entwickelt wie heute, dementsprechend nahm sie zeitweise nur Haferflocken zu sich und trank ab und zu einen Doppelkorn zur Zuckerverbrennung. Mittlerweile erachte ich diese Methoden natürlich nicht mehr als zielführend. Ich versuche, im Rahmen meiner Ernährung stets Vernunft walten zu lassen, auch wenn mir das nicht immer leichtfällt. Im letzten Jahr habe ich zusammen mit meiner Frau einiges umgestellt. Unter der Woche verzichten wir beispielsweise auf Fleisch und Wurst, um meinen Stoffwechsel nicht mehr zu belasten als nötig.“

Fr. Piske: „Zur Zeit Ihrer Mutter erfolgte noch keine Langzeitblutzuckermessung, aufgrund dessen hatten die Patienten nur die Möglichkeit zur Blutentnahme aus dem Finger. Der Langzeitwert verschafft uns heute einen deutlich genaueren Überblick über die letzten 3 Monate im Leben des Patienten. Ihre Therapiestufe bezeichne ich mit den Worten „Ernährung-Gewicht-Bewegung“. Wie verhält sich ihr Gewicht derzeit?“

Patient: „Mein Gewicht liegt momentan bei 90kg. Zum Zeitpunkt meines Infarktes vor 4 Wochen hatte ich ganze 7 kg mehr auf den Rippen. Ich wäre nicht böse darum, noch ein paar weitere Pfunde zu verlieren, aber noch wichtiger ist es mir, mein Gewicht stabil zu halten. Um mein Ziel zu erreichen, werde ich selbst an mir arbeiten und etwas dafür tun müssen.“

Fr. Piske: „Sie haben bereits erkannt, dass Sie selbst aktiv werden müssen und sind somit Ihrem Ziel einen großen Schritt nähergekommen. Haben Sie eventuell durch die Diabeteserkrankung Ihrer Mutter bereits erfahren, in welchen Bereichen Folgeerkrankungen auftreten können? Machen Sie sich Sorgen über mögliche Folgeerkrankungen (z.B. Sehstörungen, Amputationen) oder hatten Sie bereits mit derartigen Beschwerden zu tun?“

Patient: „In Bezug auf meine Familie sind mir keine Folgeerkrankungen bekannt. Jedoch habe ich schon vielfach gehört, welche drastischen Maßnahmen in Folge der Diabetes nötig sein können, wie z.B. Zehen, die abgenommen werden müssen. Beim Gedanken daran bekommt man es schnell mit der Angst zu tun. Aus diesem Grund ist es mir umso wichtiger, darauf zu achten, dass es gar nicht erst so weit kommt. Meine Füße wurden beispielsweise erst vor wenigen Wochen durch meinen Arzt kontrolliert und mit dem Anfangsbefund abgeglichen. Bei Bedarf erhalte ich von ihm auch ein Rezept zur medizinischen Fußpflege. Vor 2 Jahren hatte ich zudem Grauen Star, welcher durch eine Operation behoben und durch eine Nachuntersuchung nochmals kontrolliert wurde. Ich verlasse mich darauf, von meinem Hausarzt Bescheid zu bekommen, wenn eine erneute Augenuntersuchung von Nöten ist.“

Fr. Piske: „Ihr Hausarzt ist im Rahmen Ihres Betreuungsprogrammes dazu verpflichtet, seinen Aufgaben seitens der Krankenkasse nachzukommen. Dazu zählt unter anderem, Ihren Gesundheitszustand vom Augenarzt zu erfragen und Sie alle 2 Jahre zu bitten, einen Termin beim Augenarzt wahrzunehmen. Der Augenarzt verfügt über das nötige Fachwissen, diabetesbedingte Veränderungen an den Gefäßen im Hintergrund des Auges zu erkennen, deshalb brauchen Sie unbedingt einen zuständigen Facharzt. Dialysepflichtige Nierenerkrankungen spielen in späteren Diabetesstadien auch oft eine Rolle, daher wird der Hausarzt über die Blutabnahme auch die Nierenwerte überprüfen. Wie würden Sie Ihre Bewegung bis zum Zeitpunkt des Infarktes einschätzen? Sind Sie ein bewegter Mensch?“

Patient: „Ich bin ein sehr bewegter Mensch gewesen, bedingt durch eine Erkrankung der Lendenwirbelsäule hat sich meine Sportlichkeit aber in den letzten 3 Jahren deutlich eingeschränkt. Durch die Schmerzen habe ich es vermieden, Wege mehrfach zu gehen und mir genau überlegt, was ich aus dem Keller holen muss. Im Nachhinein habe ich vieles bereut und denke mir heute, dass es gut gewesen wäre mein Fitnessprogramm mit 20 Minuten Fahrradfahren auf dem Hometrainer jeden 2. Tag fortzuführen.“

Fr. Piske: „Sie sollten mäßig aber regelmäßig Bewegungen nachgehen, die sie tun können. Bestenfalls finden Sie Freude daran und teilen das Erlebte mit einer anderen Person. Die innerhalb der Kureinrichtung erlernten Bewegungsabläufe können in das alltägliche Leben im häuslichen Umfeld übertragen werden.“

Wir möchten uns herzlich bei unserem Patienten bedanken, der uns ein Stück seiner Diabetesgeschichte erzählt, uns durch seine positive Einstellung inspiriert und hoffentlich durch seine Worte anderen Diabetespatienten Mut gemacht hat. Danke für die Zeit, die Sie sich für das Interview genommen haben. Wir wünschen Ihnen für Ihre Gesundheit alles Gute!

 

 

Angebote unserer Diabetesschwester Petra Piske

  • Blutzuckermessungen nach ärztlicher Anweisung (morgens, mittags und abends)
  • Individuelles Anamnesegespräch (Klärung von Hilfebedarf)
  • Diabetesseminare in Gruppen 
  • Anleitung zum Erlernen von Spritztechniken 
  • Aufklärungsgespräch zur Selbstkontrolle
  • Ausgabe von Messgeräten für das häusliche Umfeld